Freitag, 25. September 2015

Mieter Rausschmiss wegen Flüchtlingen? Was wirklich wahr ist

Überall wird sich aufgeregt: in den Medien, in sozialen Netzwerken.
Warum? Weil nun angeblich Mieter einfach so mir nichts, dir nichts aus ihren Wohnungen geworfen werden um Flüchtlinge dort wohnen zu lassen.
Das muss wahr sein, nun werden Einheimische gegen Ausländer getauscht, immerhin schreiben Welt und Focus ja auch so darüber.

Problem an der Sache ist, dass auch diese Medien, welche eigendlich seriös sein sollten, wichtige Fakten unterschlagen.

Erst mal, die Wohnungen, welche als Flüchtlingunterkunft genutzt werden sollen, sind keine privaten Wohnungen. Die Gebäude gehören der Kommune und keinem Privatbesitzer. Menschen, die in Wohnungen kommunalen Besitzes leben, dürfen jeder Zeit zur vertraglich festgesetzten Kündigungsfrist gekündigt werden damit die Kommune das Gebäude andersweitig nutzen kann.
In diesem Fall geht es um Flüchtlinge, es darf aber auch z.B. im Falle einer Einrichtung einer Obdachlosenunterkunft und anderen Zwecken der kommunalen Nutzung Mietern gekündigt werden.

Dazu kommt, dass Bewohner, die staatlich unterstützt werden, nicht gekündigt werden dürfen. So wird vermieden, jemandem durch entstehen Umzugskosten quasi "das Genick zu brechen".

Breitgetretene Fälle

Bei Familie Ottinger wurden Fehler begangen. Aber nicht erst beim "Rausschmiss" der Familie wie die meisten denken. Nein, die Kommune hätte die Wohnung gar nicht erst an sie vermieten dürfen, da das Gebäude bereits vor ihrem Einzug für Asylanten und Flüchtlinge vorgesehen war.

Mal ganz nebenbei bemerkt, was auch fast nirgendwo erwähnt wird, die Familie darf weiter dort wohnen, weil dem Verwaltungsrat beim Überprüfen der Fehler der Falschvermietung auffiel.

Die 51 jährige aus Nieheim wohnt ebenfalls in einem Gebäude der Kommune. Sie hat andere Wohnungen angeboten bekommen, welche sie aber abgelehnt hat.
Darüber hinaus hat sie bis 2016 Zeit noch eine Wohnung zu finden.

Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder aus Nieheim hat sich einvernehmlich mit der Gemeinde geeinigt und hat ebenfalls bis 2016 Zeit.

Die arme 81 jährige Renterin aus Lindlar die nun so grausam aus ihrer Wohnung geschmissen wird und keine Ahnung hat wie sie so schnell irgendwo unterkommen soll, wurde bereits vor drei Monaten informiert. Zum zweiten mal.
Auch sie wohnte in einem Haus welches der Gemeinde gehört. Dieses Gebäude wurde ursprünglich als Flüchtlingsheim benutzt. Dann ebbte der Strom aber ab und die Wohnungen wurden vermietet.
Dann kam das Jahr 2013 und die Flüchtlingszahlen stiegen wieder, daher wurden die Bewohner noch im selben Jahr darüber informiert dass das Gebäude wieder als Flüchtlingsheim genutzt werden soll.
Sie wurden ebenfalls darauf hingewiesen sich nach anderen Wohnungen umzusehen solange der Flüchtlingsstrom noch nicht so akut ist.
Mit anderen Worten: Jetzt muss sich noch niemand stressen, schaun se einfach ma ob se schon was finden, im moment is noch Zeit. Später vielleicht nich mehr.
(Keine Schreibfehler sondern dialektale Einfärbung)
Die gute Frau weiß also schon seit zwei Jahren darüber bescheid, dass ihr Wohnhaus für Flüchtlinge genutzt werden soll.
 

Warum solche Dinge in "Qualitätsmedien" unterschlagen werden ist mir ein Rätsel.
Genauso wie die Tatsache, dass viele Menschen einfach so auf den ersten Blick glauben was sie lesen ohne selbst einmal gescheit recherchiert zu haben.

Ich finde es wirklich traurig in welche Richtung es im Moment wieder mit dieser Gesellschaft geht.


Quellen:

http://www.rundschau-online.de/oberberg/unterbringung-von-fluechtlingen-ein-kuendigungsschreiben-und-viele-emotionen,15185498,31385902.html

 http://www.mimikama.at/allgemein/wohnungsrumung-wegen-asylanten/

 http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Kreis-Hoexter/Nieheim/2124549-Stadt-Nieheim-spricht-Eigenbedarfskuendigungen-aus-Mieter-muessen-Wohnungen-fuer-Fluechtlinge-raeumen


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